Kolkata – „die Indien-Watschn“

Wo soll ich nur anfangen … wir sind jetzt in Indien. Unser Flug ging nach Kolkata (Kalkutta), die Hauptstadt Westbengalens, eine typische indische Großstadt mit über 4,5 Millionen Einwohnern. Hätte uns mal jemand vorher gesagt, dass das nicht der einfachste Indien-Einstieg ist …

Neugierig und voller Tatendrang haben wir gleich am ersten Tag richtig Gas gegeben und sind stundenlang durch die Stadt gelaufen, haben uns den High Court, das beeindruckende Victoria Memorial inmitten des wunderschönen Maidan Parks, die St. Paul’s Cathedral und zum Abschluss noch den verrückten New Market angesehen. Zu Fuß ging’s dann durch die dunklen Gassen in unsere Unterkunft, wo Eva erstmal die Nerven weggeschmissen hat. Das war zu viel, zu laut, zu hektisch, zu … genau kann man gar nicht sagen, was es war. „Kulturschock“ klingt abgedroschen, aber vielleicht ist es hier tatsächlich das passende Wort. In Kalkota gibt es keine Zeit und keinen Platz zum verweilen, die Eindrücke zu verarbeiten, durchzuatmen. Und kein Bier.

Aber wie jeder weiß, schaut die Welt, und so auch Kolkata, nach 12 Stunden Schlaf gleich ganz anders aus. Am nächsten Morgen haben wir beschlossen, es die kommenden Tage etwas langsamer angehen zu lassen. Das indische Museum war schon um einiges leichter zu verdauen. Hier gibt es wirklich alles, von Dinosaurierknochen über ausgestopfte Vögel, eingelegte Amphibien, Installationen, die aussehen, als kämen sie direkt aus den 70ern, Gestein aus der ganzen Welt (sogar ein Steinchen aus Tirol haben wir entdeckt), einer Mumie, bis hin zu unzähligen Skulpturen und Statuen. Quantität vor Qualität scheint hier das Motto zu sein, das sich, wie der Geruch nach Formaldehyd, durch jeden Ausstellungraum zieht. Das Gebäude selbst ist atemberaubend und so versprüht das Museum von innen und außen einen ganz besonderen Charm 🙂

Danach machten wir uns auf die Suche nach einer Bar. Kein leichtes Unterfangen, das können wir euch sagen. Schließlich haben wir eine Rooftopbar gefunden, wo wir bei einem maßlos überteuerten Bier bei Sonnenuntergang den Blick auf die Stadt und den New Market genossen haben. Nicht mal von so weit oben schaut es ruhig und friedlich aus, dieses Kolakta.

Aber auch neben dem üblichen Großstadtwahnsinn hat uns Indien den Start nicht gerade leicht gemacht. So einiges ging schief und wir könnten euch hier ausführlichst berichten, wie unglaublich aufreibend und zeitraubend es war, unsere indische SIM Karte zu kaufen und zu aktivieren oder das Zugticket für die Weiterfahrt zu organisieren (wir dachten schon wir müssen für immer in Kolkata bleiben). Das Wetter hat auch nicht ganz mitgespielt, zwei Tage lang hat es richtig heftig gewittert und Eva hatte einiges damit zu tun, Roman in der Nacht zu beruhigen 😉

An die Inder müssen wir uns auch erst ein wenig gewöhnen. Wir werden angestarrt, heimlich fotografiert und gefilmt, ständig angesprochen und mit allen Familienmitgliedern auf Selfies festgehalten. Die Sprachbarriere sollte hier nicht so groß sein, fast jeder spricht Englisch, aber ganz ehrlich – wir verstehen kein Wort. Ist das wirklich Englisch? Roman wurde sogar einmal ganz fassungslos von einem Inder gefragt „You don’t understand English???“ nachdem er 3x nachfragen musste, was werte Herr gesagt hat.

Aber es gibt natürlich auch positives zu berichten. Das Essen ist einfach unfassbar gut. Egal ob von der Straße, im Restaurant oder vom Lieferservice, von Palak Paneer bis hin zu Samosas ist alles köstlich. Man hört oft, dass in Indien immer ein übler Geruch in der Luft hängt. Das können wir nicht bestätigen, wir riechen meist nur Curry, Knoblauch oder Chai (indischer Tee) von den Ständen an jeder Straßenecke. Wie im Paradies. Wir waren auch froh, dass wir für den Start eine halbwegs vernünftige Unterkunft gebucht hatten, meist vielen wir um 20:00 Uhr nach einer warmen Dusche (Mann ist die Stadt staubig!) todmüde ins Bett und haben dann 12h lang wunderbar geschlafen.

Unterm Strich muss man sagen, dass wir die Stadt schon gemocht haben (umgekehrt sind wir uns da nicht so sicher …). Besonders die engen Gassen zwischen beeindruckenden uralten Gebäuden, die sich untertags in kleine Märkte verwandeln und voller Menschen sind, haben es uns angetan. Trotzdem sind wir froh, dass es weitergeht … ab nach Varanasi!

 

21.02.2019 – 26.02.2019

4 Gedanken zu „Kolkata – „die Indien-Watschn““

  1. Hallo 🙂 Uli hat zu mir gesagt, dass Kalkutta ein wirklicher schwerer Einstieg ist!!!! Ich finde, ihr habt das bravorös gemanagt!! Schlimmer wird`s nimmer;) Das Englisch wird anderswo nicht besser werden und ihr werdet weiterhin die shooting stars sein – daran könnt ihr euch schon mal gewöhnen! Hab ich alles von Uli, da ich selber nur einmal ganz kurz in Goa war. Das wäre dann was zum Erholen…Danke für die vielen tollen Fotos, da kann man fast mitleben…Viele liebe Grüße und Bussi

  2. Sooo schöne Fotos, ja Indien ist anders. Ihr werdet euch schnell daran gewöhnen. (Ungefragt an“touchen“ geht gar nicht, aber ein strenges NO wird in der Regel verstanden und akzeptiert).
    Kleiner Tipp: Ratjastan oder auch Kerala; da geht es um einiges geruhsamer zu und es gibt wirklich viel zu sehen. Und wenn euch das Zugfahren zu anstrengend ist, vielleicht findet ihr Gleichgesinnte und teilt euch ein Taxi, die Fahrer sind auch gleichzeitig gute Reiseführer und wissen viel über Land und Leute zu erzählen.
    Genießt die Farbenpracht, das phantastische Essen, die traumhaften Teeplantagen und wunderschönen historischen Kunstwerke. Liebe Grüße
    USCHI

    1. Hey, ja du hast recht, man gewöhnt sich schnell daran 🙂 Wir sind quasi schon am Weg nach Rajastan, den Bundesstaat möchten wir und genauer ansehen. Freuen uns schon sehr darauf und sind gespannt!

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